Brief an unsere Aktionärinnen und Aktionäre
im Geschäftsjahr 2022 haben wir unsere Transformation zu elektrischer, digitaler Mobilität fortgesetzt und unsere finanzielle Widerstandskraft gestärkt. Ich freue mich über diese bemerkenswerte Teamleistung unserer mehr als 675.000 Mitarbeiter. Unsere robuste finanzielle Situation wird es uns im Jahr 2023 ermöglichen, kraftvoll in die Zukunft zu investieren. Die Automobilindustrie wird sich in den nächsten fünf Jahren mehr ändern als in den 50 Jahren zuvor. In meiner neuen Rolle als Vorstandsvorsitzender des Konzerns möchte ich unser Unternehmen in der neuen Ära der elektrischen und digitalen Mobilität noch erfolgreicher, noch nachhaltiger und noch wertvoller machen.
Wir sind auf diese Transformation strategisch und finanziell gut vorbereitet. Der Volkswagen Konzern hat im Jahr 2022 ein solides Ergebnis erzielt und seine Rentabilität verbessert. Und das in einem herausfordern den Umfeld. Zu diesem Ergebnis beigetragen haben die fortgesetzte Preis- und Kostendisziplin und ein besserer Mix. Damit konnten wir das Operative Ergebnis vor Sondereinflüssen um 2,5 Milliarden Euro auf 22,5 Milliarden Euro steigern. Die Umsatzerlöse stiegen um 11,6 Prozent auf 279,2 Milliarden Euro. Grund dafür sind Verbesserungen im Mix und in der Preispositionierung.
Wir freuen uns, dass wir auch Sie, unsere Aktionärinnen und Aktionäre, an diesem Erfolg beteiligen können. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen eine Dividende von 8,70 Euro je Stammaktie und 8,76 Euro je Vorzugsaktie vor. Das entspricht einer Steigerung von 1,20 Euro je Stamm- beziehungsweise Vorzugsaktie gegenüber den Vorjahreswerten.
Mein persönliches Highlight im Geschäftsjahr 2022 war der Porsche Börsengang. Der IPO markierte einen historischen Tag. Porsche ist nach dem Börsengang eigenständiger und agiler. Die neu gewonnene Eigenständigkeit erlaubt es der Marke, noch mehr Geschwindigkeit zu entwickeln. Gleichzeitig hat der Börsengang dem Konzern rund 16 Milliarden Euro eingespielt. Damit hat unser Automobilbereich das Geschäftsjahr 2022 mit einer Nettoliquidität von 43 Milliarden Euro abgeschlossen.
Im vergangenen Jahr lag eine Priorität darauf, die Robustheit unserer weltweiten Aktivitäten zu stärken. Angesichts geopolitischer Entwicklungen wie Nationalismus oder Protektionismus werden wir unser Geschäft global weiter diversifizieren.
Wir sind Marktführer in Europa und China und wollen dies auch bleiben. Zugleich haben wir das Geschäft in den Vereinigten Staaten ausgebaut und einen ambitionierten Wachstumsplan. Die lokale Volkswagen ID.4-Produktion ist im Werk in Chattanooga angelaufen. Mit unserem neu gestarteten Scout Projekt planen wir den Eintritt in den attraktiven US Pickup- und Rugged-SUV-Markt. In Kanada haben wir mit der Standortsuche für eine Batterie-Gigafactory begonnen. Durch die wachsende Elektrifizierung der US-Autoindustrie entsteht in dem Markt die größte strategische Wachstumschance für den Konzern. In China werden wir weiter in E-Mobilität und Software investieren. Gemeinsam mit Horizon Robotics wird der Konzern die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen und hochautomatisiertem Fahren in China vorantreiben.
Eine andere Priorität lag im vergangenen Jahr auf der finanziellen Robustheit unseres Unternehmens. Ziel ist ein effizienterer Einsatz unseres Kapitals. Wir schärfen unseren Fokus auf Rendite und Netto-Cashflow. Ich bin fest entschlossen, den Wert unseres Unternehmens nachhaltig zu steigern. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr die Entwicklung sogenannter Virtual Equity Stories für unsere Marken, Markengruppen und Werttreiber im Konzern gestartet. Damit wollen wir die Stärken des Konzerns sichtbarer machen und langfristig Wert heben. Im zweiten Quartal 2023 werden wir über die ersten Ergebnisse berichten.
Wir haben im Jahr 2022 auch bei der Transformation zu nachhaltiger Mobilität einen großen Schritt nach vorne gemacht – und haben den Anteil der E-Mobilität an unseren Auslieferungen gesteigert. Fast sieben Prozent aller weltweit ausgelieferten Fahrzeuge waren reine Stromer. Insgesamt konnten wir mit 572.000 Einheiten gut 26 Prozent mehr E-Autos verkaufen als im Vorjahr. Für dieses Jahr nehmen wir uns einen E-Anteil von rund 10 Prozent an unseren Verkäufen vor. Auch TRATON wird die Elektrifizierung der Busse und Lastwagen weiter vorantreiben.
Für einen schnelleren Hochlauf der E-Mobilität ist der Ausbau unserer Batteriekapazitäten und Ladenetzwerke erforderlich. Im Jahr 2022 haben wir mit der Gründung unserer Batterieeinheit PowerCo unsere Aktivitäten zur Herstellung von Batteriezellen gebündelt. Nach dem Spatenstich im vergangenen Juli entsteht derzeit in Salzgitter unsere erste eigene Batteriezellfabrik. Für drei der geplanten sechs Batteriefabriken in Europa haben wir die Standortentscheidungen bereits getroffen. Um das Ladenetzwerk für unsere Kundinnen und Kunden auszubauen, haben wir im vergangenen Geschäftsjahr ein Joint Venture mit Enel in Italien gestartet und unsere Partnerschaft mit bp in Europa gestärkt. Zusammen mit Fortschritten bei unserem Ladenetzwerk Electrify America in den USA und CAMS in China sind wir damit unserem Ziel, bis 2025 weltweit 45.000 Schnellladepunkte zu schaffen, einen Schritt näher gekommen.
Die Elektromobilität hat den größten Hebel für unser Ziel, im Jahr 2050 bilanziell klimaneutral zu sein. Auch die stärkere Nutzung von Grünstrom, den wir bereits zu 100 Prozent in unseren europäischen Werken in der externen Stromversorgung einsetzen, bringt viel. Es freut mich außerdem, dass die renommierte Science Based Targets Initiative unsere schärferen CO2-Ziele in der Produktion honoriert hat. Bis 2030 wollen wir die produktionsbedingten CO2-Emissionen unserer Pkw und leichten Nutzfahrzeuge um 50 Prozent – statt wie bisher um 30 Prozent – senken.
Eines unserer dringendsten Themen im letzten Jahr war die Neuordnung unserer Software-Aktivitäten. Klar ist: Die Gründung unserer Automotive-Software-Einheit CARIAD war die richtige Entscheidung. Jetzt haben wir CARIAD weiterentwickelt: Wir haben geprüft, welche Kernkompetenzen wir in-house abbilden und wo Partnerschaften sinnvoller sind. Wir haben die Schnittstellen zu unseren Marken neu definiert und Prozesse und Tools optimiert. Das langfristige Ziel bleibt eine einheitliche Software für den Konzern, mit der wir die Skalenvorteile voll ausschöpfen können.
Gemeinsam mit meinem Vorstandsteam bin ich vom ersten Tag gestartet, dem Volkswagen Konzern ein neues Format zu geben. Stark, robust, resilient, digital und nachhaltig.
Im vergangenen Jahr haben wir auch den Ausbau unserer Mobilitätslösungen gestärkt, um den Mobilitätsbedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden auch in Zukunft bestmöglich gerecht zu werden. Gemeinsam mit Partnern haben wir Europcar übernommen und kürzlich in Wien die Pilotphase unserer neuen Mobilitätsplattform gestartet. Diese App wird über alle Marken hinweg das Ökosystem mobiler Dienstleistungen abdecken, von Abo-Modellen für mehrere Monate über Vermietung bis hin zu Carsharing für wenige Minuten.
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, gemeinsam mit meinem Vorstandsteam bin ich vom ersten Tag gestartet, dem Volkswagen Konzern ein neues Format zu geben. Stark, robust, resilient, digital und nachhaltig. Wir haben 2022 eine Bestandsaufnahme der wichtigsten Handlungsfelder gemacht, viel angepackt und entschieden. Die Richtung steht mit unserem neuen 10-Punkte-Plan.
In diesem Jahr starten wir mit der Umsetzung und werden regelmäßig über die Fortschritte berichten. Unser Ziel ist es, auch in der Welt der E-Mobilität eine führende Rolle im Markt zu spielen, mit erstklassigen Produkten und Dienstleistungen – überzeugend in Design, Technologie und User Experience. Wir arbeiten weiter an einer global ausgewogenen Präsenz – in Europa, China und einem starken dritten Standbein Nordamerika. Und wir steuern unsere Marken und Plattformen über verbindliche Kennzahlen – und fördern gleichzeitig Unternehmertum und nachhaltige Wertschaffung.
Das sind Aufgaben, die wir gemeinsam im Team angehen. Ich lade Sie herzlich ein, das Vorstandsteam und mich bei der Umsetzung unserer Strategie im Jahr 2023 zu begleiten.
Herzlichst Ihr
Oliver Blume