Technik
Im Vorstandsressort „Technik“ werden folgende Schwerpunkte verantwortet: alle Aktivitäten der Volkswagen Group Components, die Vermarktung der Volkswagen Plattformen und Komponenten an Dritte, die Entwicklung, Herstellung und Beschaffung von Batteriezellen (Tech-Initiative „Cell and Battery“) sowie alle Themen rund um Laden und Energie für den Konzern weltweit (Tech-Initiative „Charging and Energy Services“).
Ziel ist eine weitere Verbesserung der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit durch eine markenübergreifende Steuerung der Technikaktivitäten und eine konzernweit abgestimmte Wertschöpfungsstrategie. Sowohl bei traditionellen Technologien als auch bei Zukunftsthemen sollen Synergien realisiert werden, um den Übergang zur Elektromobilität voranzutreiben.
Der Volkswagen Konzern hat in der Technologie-Roadmap seine Ziele für die Bereiche Batterie und Laden bis 2030 festgeschrieben. Mit der Batterie-Roadmap wollen wir Komplexität und Kosten dieser Schlüsselkomponente signifikant senken, um das Elektrofahrzeug für möglichst viele Menschen attraktiv und bezahlbar zu machen.
Batterie
Volkswagen hat im Jahr 2022 mit der PowerCo SE ein eigenes Unternehmen gegründet, das die weltweiten Batterieaktivitäten des Konzerns bündelt. Vom neuen europäischen Battery Hub in Salzgitter aus steuert das Unternehmen den Aufbau des internationalen Fabrikbetriebs, die Weiterentwicklung der Zelltechnologie, die vertikale Integration der Wertschöpfungskette sowie die Ausstattung der Fabriken mit Maschinen und Anlagen. Perspektivisch sind weitere Produkte wie Großspeichersysteme für das Energienetz geplant.
Bei der Grundsteinlegung für die konzernweit erste eigene Zellfabrik in Salzgitter, die 2025 den Betrieb aufnehmen soll, stellte die PowerCo zwei Schlüsselkonzepte vor, mit denen sie künftige Industriestandards setzen will: Die Einheitszelle, die einen flexiblen Einsatz verschiedenster Zellchemien ermöglicht und perspektivisch in bis zu 80 % aller Konzernmodelle zum Einsatz kommen soll. Das zweite Schlüsselkonzept ist die Standardfabrik, die mit einheitlichen Gebäuden, Ausrüstung, IT und Infrastruktur den schnellen Roll-out der Eigenfertigung gewährleisten soll und somit an künftige Innovationen schnell und flexibel anpassbar ist.
Nach Salzgitter entsteht eine zweite Zellfabrik in Valencia, Spanien; für weitere drei Zellfabriken in Europa werden derzeit Standorte sondiert. Neben Europa prüft die PowerCo zudem bereits weitere Gigafabriken in Nordamerika. Jede Fabrik soll zu 100 % mit regenerativ erzeugtem Strom betrieben und auf künftiges Closed-Loop-Recycling ausgelegt werden. Neben der PowerCo als Zellhersteller wurde als weitere Einheit das Center of Excellence geschaffen, das unter anderem das konzernweite Produktmanagement für Batteriezelle und Batteriesystem, die Entwicklung von Batteriesystemen sowie die Lieferantenqualität verantwortet.
Vertikale Integration
Die vertikale Integration der Wertschöpfung ist eine wesentliche Säule der Batteriestrategie. Im Zuge des Aufbaus einer eigenen Zellfertigung übernimmt Volkswagen schrittweise Verantwortung für weitere Wertschöpfungsstufen, um so die Verfügbarkeiten, Kosten und Nachhaltigkeit wesentlicher Rohstoffe und Materialien besser beeinflussen zu können. Beispiele sind unter anderem ein langfristiges Lieferabkommen mit Vulcan Energy Resources über CO2-neutrales Lithium aus dem Oberrheingraben und ein Memorandum of Understanding mit der kanadischen Regierung, den Aufbau nachhaltiger regionaler Rohstoff-Lieferketten in Nordamerika voranzutreiben.
Kathodenmaterial spielt als wesentlicher Kostenfaktor und Leistungsträger der Batterie eine zentrale Rolle für die Transformation zur Elektromobilität. Die PowerCo hat mit dem belgischen Materialtechnologie-Konzern Umicore ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, das die europäischen Zellfabriken ab 2025 mit Kathoden- und Vormaterial versorgen soll. Bis Ende des Jahrzehnts wollen die Partner Materialien für 160 GWh Zellkapazität pro Jahr produzieren.
Laden und Energie
Sämtliche Aktivitäten im Bereich Laden und Energie werden seit Anfang 2021 gebündelt und durch das Vorstandsressort „Technik“ gesteuert. Es nimmt eine Schlüsselrolle in der Elektromobilitätsstrategie des Konzerns ein mit dem Ziel, führender Anbieter eines intelligenten Lade- und Energie-Ökosystems zu werden.
Im Rahmen der strategischen Ausrichtung des Konzerns setzt der Bereich Laden und Energie dabei auf zwei wesentliche Schwerpunkte: Zum einen wird der Absatz von elektrifizierten Fahrzeugen durch den internationalen Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur unterstützt. Mit einer gemeinsamen Beteiligung der Konzernmarken Volkswagen Pkw, Audi und Porsche am paneuropäischen High Power Charging (HPC) Joint Venture IONITY, des von Volkswagen und Enel gegründeten Joint Ventures Ewiva in Italien sowie weiteren Partnerschaften wird eine umfassende Ladeinfrastruktur zur Absicherung der Mobilität aufgebaut: Bis 2025 soll die Anzahl an öffentlichen Schnellladepunkten in Europa auf 18.000 gesteigert werden. Gleichzeitig soll das Ladenetz in Nordamerika mit Electrify America auf 10.000 Schnellladepunkte und mit CAMS in China auf 17.000 Schnellladepunkte erweitert werden. Zum anderen werden nachhaltige Geschäftsmodelle durch die Erweiterung der Wertschöpfung wie beispielsweise intelligentes und energiemarktintegriertes Laden erschlossen. Der Konzern agiert mit seiner Lade- und Energiemarke Elli in Europa als Lade-Abo-Anbieter und bietet mit einem eigenen Ladeservice Kunden aller Elektrofahrzeuge den Zugang zu rund 450.000 Ladepunkten mit circa 20.000 Schnellladern bei rund 800 Anbietern in 27 Ländern. Zudem umfasst die Produktpalette von Elli die gesamte Bandbreite der Ladelösungen für Privatkunden und Unternehmen – von der eigenen Wallbox über die flexible Schnellladesäule bis hin zu smarten Ökostrom-Tarifen.
Antrieb und Plattform
Der unternehmerisch eigenständigen Geschäftseinheit Volkswagen Group Components unter dem Dach der Volkswagen AG sind weltweit rund 70.000 Mitarbeiter zugeordnet, deren Expertise in der Entwicklung und Fertigung von Fahrzeugkomponenten liegt. Im Rahmen der Neustrukturierung der Group Components wurde die ehemalige Geschäftsfeldstruktur zum 1. April 2021 in angepasster Form als Produktreihen (konventioneller Antriebsstrang, Chassis und elektrischer Antriebsstrang) in den Bereich Antrieb und Plattform überführt. Die Produktreihen übernehmen standortübergreifend die Verantwortung für Produktmanagement und Produktkosten und decken dabei das klassische Portfolio der Group Components ab.
Neben den Produktreihen sind die Entwicklungsbereiche der Group Components im Bereich Antrieb und Plattform gebündelt. Das Entwicklungsportfolio umfasst dabei im Schwerpunkt die folgenden Umfänge: Fahrwerkskomponenten, Lenksysteme, Gelenkwellen, Getriebe, elektrische Antriebe und Thermomanagementsysteme im elektrischen Antriebsstrang. Die im Zuge der organisatorischen Bündelung aller Komponenten neu entstandene System- und Innovationsentwicklung arbeitet bereichsübergreifend an dem ganzheitlich optimierten elektrischen Antriebsstrang. Durch die enge Verzahnung von Produktmanagement und Entwicklung im Bereich Antrieb und Plattform sollen Produktkosten optimiert, die Portfolioschärfung der Group Components vorangetrieben und der elektrische Antriebsstrang der Zukunft maßgeblich mitgestaltet werden.
Platform Business
Im Vorstandsressort „Technik“ wird die konzernweite Verantwortung für den externen Vertrieb von Plattformen und Komponenten gebündelt. Umfang dieser Organisationseinheit Platform Business (Drittmarktgeschäft) sind die erfolgreiche Anbahnung und Akquise (inklusive Vertragsgestaltung) sowie Betreuung von Kundenprojekten inklusive der dazugehörigen Auftragsabwicklung (Logistik, Abrechnung). Im Rahmen des Kooperationsprojekts mit Ford wurden die notwendigen markenübergreifenden Strukturen und Prozesse innerhalb der Volkswagen Organisation geschaffen, um künftig auch weitere externe Kunden effizient zu bedienen. Im Jahr 2022 wurde eine Ausweitung der Zusammenarbeit mit Ford vereinbart. Der Autobauer will rund 1,2 Mio. Fahrzeuge auf MEB-Basis produzieren – eine Verdoppelung des Volumens gegenüber bisherigen Vereinbarungen. Auch mit dem indischen Autohersteller Mahindra sondiert Volkswagen derzeit ein Lieferabkommen für MEB-Komponenten wie Elektromotor und Batteriesystem.